15 werden 50“ – Neesen, Lerbeck, Nammen, Wülpke, Kleinenbremen 


Das änderte sich im 19. Jahrhundert mit dem Bau der Köln-Mindener-Eisenbahn von 1843 bis 1847. Durch den Verkauf kam Geld ins Dorf. Prächtige Herrenhäuser entstanden, von denen einige unter Denkmalschutz stehen. Lebten bis 1818 nicht mehr als 280 Einwohnerinnen und Einwohnern in Neesen, so stieg die Einwohnerzahl bis zum Jahr 2011 auf 2080 an. Kalköfen, Zementfabriken, Glashütten und eine Ziegelei veränderten das ländliche, bäuerliche Leben und ein Industriestandort entstand, durch den auch Handwerk und Einzelhandel zu blühen begannen. An das Außenlager des KZ Neuengamme in Neesen/Lerbeck, in dem von September 1944 bis April 1945 KZ-Häftlinge unter furchtbaren Bedingungen für die Reparatur von Flugzeugmotoren eingesetzt wurden, erinnert eine Informationstafel in der Nähe des ehemaligen Barackenstandortes.

Neesen ist von der Entwicklung zum Industriestandort bis heute geprägt. Kindergarten, Grundschule, Apotheke, Sparkassen, Gaststätten, Handwerks- und Industriebetriebe, Einzelhandelsgeschäfte, medizinische Versorgung, Pflege und Seniorenwohnen sind vorhanden. Trotz dieses Wandels sind viele alte, z.T. denkmalgeschützte Bauernhäuser und auch die alte Schule erhalten. Die Lage Neesens an der Porta Westfalica, die erhaltenen historischen Gebäude sowie die vorhandene Infrastruktur machen Neesen zu einem attraktiven Wohn- und Arbeitsstandort.

Lerbeck


An der Westfälischen Pforte am Nordhang des Jakobs- und Königsberges liegt Lerbeck. Mit etwa 3.700 Einwohnerinnen und Einwohnern zählt Lerbeck zu den fünf größten und am dichtest besiedelten Stadtteilen.

1678 hatte das erstmals 1033 als Lerbike erwähnte Dorf 26 Hofstätten, die aneinandergereiht an der Lerbecke lagen. Dieser Bach, der am Nordhang des Königsberges entspringt, gab dem Ort seinen Namen. Im 19. Jahrhundert hatte sich Lerbeck zum Industriestandort mit Erzbergbau, Glasfabriken, einer Zementfabrik mit Kalksteinabbau und einer Ziegelei entwickelt. Aus dem ganzen Wesergebiet kamen die Menschen, um sich in Lerbeck niederzulassen und dort zu arbeiten. Mit dem Wandel von einer rein bäuerlichen Wirtschaft zu Industriestandorten wuchsen auch die Gemeinden in der Umgebung. Lerbeck war als Pfarrgemeindezentrum der ehemaligen Dörfer Lerbeck, Neesen, Meißen und Nammen von großer Bedeutung. Diese wird dokumentiert durch die Größe der im neugotischen Stil erbauten Kirche, die im Juli 1892 eingeweiht wurde. In der Lerbecker Kirche, die 1350 Sitzplätze hat, versammelten sich bei der Einweihung 3000 Gottesdienstbesucherinnen und -besucher. Auf dem kirchlichen Friedhof befinden sich Kriegsgräber und Gräber von ehemaligen KZ-Häftlingen aus dem KZ Außenlager in Neesen/Lerbeck. 2010 konnte der im Lager verstorbene 24-jährige Widerstandskämpfer Albertus de Raaf exhumiert, identifiziert und seine Heimat in die Niederlande im Rahmen mehrere bewegender Veranstaltungen zurück überführt werden

Kindergärten, eine Gesamtschule, ein Jugendtreff befinden sich in Lerbeck, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten sind insgesamt weniger vorhanden. Die ortsansässigen Vereine, Gemeinschaften und Gruppen gestalten das örtliche dafür umso lebendiger.

Nammen


Der reizvolle Stadtteil Nammen, hier leben etwa 2300 Einwohnerinnen und Einwohner, liegt nördlich des Wesergebirges an der Grenze zum niedersächsischen Landkreis Schaumburg. Erstmals erwähnt wurde das Dorf im Jahr 1270. Wahrzeichen des Stadtteils ist die kleine, im Jahr 1523 errichtete Laurentius-Kapelle. 500 Jahre hat sie allen Widrigkeiten der Zeit, darunter zwei Bränden, getrotzt. Der Kapellenverein sorgt dafür, dass dieses historische, besonders schöne Denkmal als Ort der Begegnung für die Dorfgemeinschaft erhalten bleibt. Darüber hinaus ist die Kapelle Pilgerstation Nr. 5 auf dem Sigwardsweg. Mit der Landwirtschaft war die Kalkbrennerei seit dem 19. Jahrhundert wesentliche Einnahmequelle. Die Nammer Öfen wurden jedoch nach und nach bis Mitte der 60er Jahre geschlossen. Gründe hierfür waren Konkurrenzdruck und hohe Herstellungskosten. Sehenswert sind die „Nammer Klippen“ –  ein markantes, schroff abfallendes Felsmassiv, von dem aus man vor allem bei klarem Wetter einen weiten Blick ins Wesertal, ins Lippische Bergland und zum Hermannsdenkmal genießen kann. Nammen ist bekannt für seine aktive und lebendige Dorfgemeinschaft, die Traditionen pflegt, soziales Engagement organisiert, Begegnungsräume schafft und zukunftsorientiert in vielen Projekten das Leben in Nammen gestaltet. Dazu gehören zum Beispiel der Dorfladen mit Dorfcafé und Dorfbüro, die Dorfwerkstatt, die eine Internetseite für Nammen erstellt hat, der Wochenmarkt sowie Projekte wie die Aktion saubere Landschaft oder „Unser Dorf hat Zukunft“.

Wülpke


Einer der kleinsten Stadtteile mit etwa 620 Einwohnerinnen und Einwohnern ist Wülpke. Der Ort wird mit unterschiedlicher Namensnennung in alten Schriften und Urkunden vielfach erwähnt im Zusammenhang mit der Gutsherrschaft des Mindener Bischofs. Mit einem urkundlich belegten Rechtsakt, schenkte der Bischof Wilhelm zu Minden zu Gunsten des Klosters zu Obernkirchen den Zehnten zu Oldentrop, an dem die Brüder de Wulbeke teilgenommen haben. Da der Name Wülpke aus diesem Geschlecht stammt, feierte der Ort offiziell das 750-jährige Jubiläum im Jahre 1992. In den Jahren 1678 bis 1843 befanden sich in Wülpke 20 Bauernhöfe. Der Jugendhof Gotteshütte unterstützt Kinder und Jugendliche mit ihren Familien mit vielfältigen Angeboten. Gegründet 1853 feiert die Einrichtung im Jubiläumsjahr der Stadt Porta Westfalica sein 170-jähriges Bestehen. Bis kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges waren überwiegend Landwirtschaft und Bergbau mit Erz- und Kohlenzechen in Kleinenbremen, Nammen und Meißen die Hauptarbeitgeber. Die Anzahl der Höfe blieb bis zum Jahre 1967 konstant. Ab da fand ein erheblicher Strukturwandel in der Landwirtschaft statt. Als kleiner Stadtteil, eingebettet in die Nachbarschaft größerer Stadtteile und einiger Städte Niedersachsens, werden deren infrastrukturellen Einrichtungen genutzt zum Beispiel Schulen.

Kleinenbremen


Kleinenbremen, hier leben etwa 2400 Einwohnerinnen und Einwohner, liegt im Nordosten der Stadt Porta Westfalica am Nordhang des Wesergebirges. Das erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1181 als „pettisse bremen“ erwähnte Kleinenbremen entwickelte sich aus seinen Ursprüngen im Bereich des Ortskerns um die Kirche herum zu einem Bauern- und Handwerkerdorf und ab Ende des 19. Jahrhunderts kam der Bergbau hinzu. Das Besucherbergwerk und Museum für Bergbau und Erdgeschichte machen heute den Eisenerzabbau in der 1883 eröffneten Grube Wohlverwahrt auf faszinierende Weise erlebbar. Sehenswert in Kleinenbremen sind auch: die Wassermühle Harting´s Mühle, in der sich im Dachgeschoss ein kleines Dorfmuseum befindet und die Mönkhoffs Wassermühle mit Backhaus, das Backhaus Lohmann und das Backhaus Meierhof sowie die neugotische evangelische Kirche, die am 16. Dezember 1896 in ihrer heutigen Architektur eingeweiht wurde. Von 1944 bis 1946 waren im Gewölbe unterhalb des Altarraumes der Kirche die Krone und einige wertvolle Tabakdosen des Hohenzollernschatzes eingemauert. Diese Geschichte wurde anlässlich des 125-jährigen Jubiläums im Jahr 2021 in der Kirche in einem beeindruckenden Theaterstück aufgeführt. In der 1994 vom Heimatverein Kleinenbremen herausgegebenen Dokumentation „Nachbarn in Not“ beschreibt Wilhelm Gerntrup eindringlich die Vertreibung der jüdischen Familien Philippson und Tannenbaum während des Nationalsozialismus.

Eng verbunden mit Kleinenbremen, entfalten die Einwohnerinnen und Einwohner vielfältige Aktivitäten für die Denkmalpflege, die Geschichte, den Naturschutz und den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft.