50 Jahre Porta Westfalica

Stadtentwicklung: Die Stadt Porta Westfalica auf dem Weg in die Zukunft!


Dies war den damaligen Entscheidungsträgern bewusst. Stadtdirektor Borschel erwähnt, dass durch die Stadtgründung in rechtlicher und organisatorischer Hinsicht noch keine kommunale Einheit geschaffen wurde, die den Namen „Stadt“ verdiene, weil sie eine von breitester Zustimmung ihrer 35.000 Einwohner getragene bürgerschaftlich organisierte Lebensgemeinschaft darstellt.“ Diese, stellte Heinz Borschel fest, gelte es erst noch in den kommenden Jahren über mehrere Generationen hin „in einem wohlwollenden Miteinander von Bürgern, Rat, Stadtverwaltung und heimischer Wirtschaft“ zu entwickeln. Borschel, der Anfang 1978 in den Ruhestand ging, betonte die Bedeutung eines leistungsfähigen Stadtkerns, wobei er der Stadt und seinem Nachfolger Dr. Wolf Berger mit auf den Weg gab, „in gleicher Wertigkeit“ allen Stadtteilen Beachtung zu schenken. Durch die Bildung von Bezirksausschüssen sollte dauerhaft gewährleistet sein, dass die Belange aller Stadtteile in der Arbeit von Rat und Verwaltung der Stadt Porta Westfalica Berücksichtigung finden.

Zwei Männer unterhalten sich

Stadtdirektor Heinz Borschel und Stadtdirektor Dr. Wolf Berger im Gespräch

Die Stadt Porta Westfalica entfaltete eine intensive Stadtpolitik, durch die alle Bereiche der Infrastruktur und der Daseinsvorsorge gestaltet wurden: Abwasser, Kanalisation, Kläranlagen Wasser, Abfallentsorgung, Straßen, Schulen, Bildung, Kindergärten, Kultur, Sport, Kinder- und Jugendangebote, Bauen, Stadtplanung, Tourismus, Wirtschaftsförderung sowie alle hoheitlichen Aufgaben. Die Planungen, von der Verwaltung vorbereitet und durchgeführt, wurden und werden im Rat der Stadt und in seinen Ausschüssen beraten und beschlossen. Die Struktur des Stadtparlaments spiegelt die zu gestaltenden gesellschaftlichen Bereiche wieder. Auch wenn diese Struktur im Laufe von 50 Jahren hin und wieder geändert wurde, so blieben die Aufgaben jedoch stets die gleichen. Das Jahr 1978, Dr. Bergers erstes Jahr als Stadtdirektor Porta Westfalicas, war geprägt von intensivem Austausch. Als Schwerpunkte sind dem Verwaltungsbericht von 1978 zu entnehmen der Bau des 1981 fertiggestellten Gymnasiums, die Förderung der Wirtschaft, Bauen und Wohnen, die Sanierung und der Ausbau Hausberges als Zentrum sowie die Sanierung der Stadtwerke.

1981 wurde der Bau für das neue Städtische Gymnasium Porta Westfalica fertiggestellt

Das neue Städtische Gymnasium Porta Westfalica

Mit einer Fläche von 105 km2 und 15 sehr unterschiedlichen Stadtteilen stellten die Aufgaben der jungen Stadt eine große Herausforderung auch finanzieller Art dar. Im Verwaltungsbericht 1977 wird die Relation der Stadtgröße so bemessen: „In den Ortsteilen Hausberge, Barkhausen, Neesen und Lerbeck müssen 57 000 m Straßen gekehrt werden. Das geschieht einmal wöchentlich; auf das Jahr umgerechnet ergibt das 3000 km oder eine Entfernung von Porta Westfalica bis zum Ural, wenn man immer geradeaus fahren könnte.“ (S. 40) Die finanzielle Lage war in verschiedenen Phasen durchaus schwierig. So hieß es im Verwaltungsbericht 1981 in der Überschrift des Vorwortes: „Die fetten Jahre sind vorbei“, und auch seit Anfang der 2000er bis 2021 waren die finanziellen Möglichkeiten aufgrund vieler Faktoren außerordentlich eng gesteckt. Das Leitbild für die städtische Entwicklung zielte jedoch stets darauf ab, eine menschliche, lebens- und liebenswerte Stadt zu schaffen, in der zu leben sich jederzeit lohnt. In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Stadt in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt. Der Aufbau der Stadt und ihrer Infrastruktur, finanzielle Krisen, gesellschaftliche Entwicklungen, - jedes Jahrzehnt hat seine eigenen Herausforderungen und seine eigenen Antworten und kreativen Lösungen mit sich gebracht.

Die Anfänge des Stadtmarketings in Porta Westfalica - mit diesem Aufkleber warb die Stadt für ein liebenswertes Porta Westfalica


Eine herausragende Quelle für Kreativität und pragmatische gute Lösungen war in den letzten 50 Jahren das bürgerschaftliche Engagement. Der Dialog mit der Bürgerschaft hatte seit Stadtgründung einen großen Stellenwert. Denn die Stadt musste erst noch werden und diese Botschaft des Stadtdirektors Borschel, die er zum Ende seiner Amtszeit den Portanerinnen und Portanern mitgegeben hat, wurde ernst genommen. Dr. Berger stellt im Verwaltungsbericht 1978 fest: „Es ist die Erkenntnis der Zeit, daß ohne die Mitwirkung der Bürger eine wirksame gemeinschaftliche Arbeit in einer Stadt nicht geleistet werden kann.“ Deshalb müsse man den Bürger als gleichwertigen Partner begreifen und dieses Bekenntnis nicht nur mit den Lippen abgeben. Über die fünf Jahrzehnte seit der Gründung versteht man sich heute tatsächlich als Portanerin, als Portaner. Doch dabei ist die Verbundenheit mit der ehemaligen Gemeinde und dem heutigen Stadtteil, in dem man lebt, keineswegs geschmälert worden – im Gegenteil. Und die Identifikation der Portanerinnen und Portaner mit dem eigenen Stadtteil drückt sich aus in einem ausgeprägten bürgerschaftlichen Engagement, welches eine unverzichtbare Säule für das gesamtstädtische gesellschaftliche Leben war und ist.

So sah der Parkplatz am Rathaus in den 70er Jahren aus